IBM PS/2 Model 55SX aus 1990
Als kleines Zwischenprojekt habe ich kürzlich den abgebildeten IBM PS/2 aus Baujahr 1990 recht günstig erstanden.
Kurz zum historischen Kontext dieses Rechners: IBM hatte Anfang der 80er mit dem Personal Computer einen neuen Typ von Computer eingeführt, der überraschend so erfolgreich war, dass er bis in die 90er IBM die Marktdominanz im Computerbereich sicherte, Microsoft zum weltweiten Aufstieg verhalf und zum Teil bis in die heutigen Computer nachwirkt.
Das neue, offene und patentfreie PC-Konzept sorgte schnell für eine unüberschaubare und stetig wachsende Fülle von IBM-kompatibler Hard- und Software vieler Hersteller - und war IBM darum bald ein Dorn im Auge, wollte man doch an dem unerwartet enormen Erfolg selber auch enorm mitverdienen.
1987 führte IBM darum das PS/2-System als vorgesehenes Nachfolgekonzept ein, bei dem IBM hohe Lizenzkosten forderte.
Weil die Hardware dadurch sehr teuer war, nicht abwärtskompatibel zum PC-Konzept war und kaum andere Hersteller diesen neuen Weg mitgehen wollten, scheiterte IBM mit den PS/2-Computern desaströs auf ganzer Linie und verlor seine einstige Vorreiterrolle komplett. Statt IBM-kompatibel achteten die Käufer fortan auf Windows-kompatibel.
Aus geschichtlicher Sicht finde ich PS/2-Rechner von daher durchaus interessant. Zumal mein erster eigener Computer auch ein PS/2 war.
Beim Beschäftigen mit meinem Neuerwerb stellten sich dann aber gleich mal ein paar Baustellen heraus:
Beim Beschäftigen mit meinem Neuerwerb stellten sich dann aber gleich mal ein paar Baustellen heraus:
- Die Batterie für BIOS-Einstellungen war leer,
- das Diskettenlaufwerk wollte nicht mehr
- und 2 MB Arbeitsspeicher verlocken geradezu danach etwas aufgerüstet zu werden.
Fazit
Was dem Rechner nun noch fehlen würde ist eine Soundkarte und ein verlässlicher Ersatz für die betagte Festplatte. Angesichts der schlechten Teileverfügbarkeit, geschuldet dem damaligen IBM-Sonderweg, und der umständlichen Systemkonfiguration weiß ich allerdings nicht so recht, ob ich überhaupt tiefer in die PS/2-Materie eintauchen will. Zumal es in der x86-Welt jede Menge besser verfügbare, günstigere und kompatiblere Alternativen mit ebenso hohem Vintage-Charme gibt. Sehr ähnliche Überlegungen müssen es wohl auch damals schon gewesen sein, die dazu geführt haben, dass sich die PS/2-Systeme nicht am Markt durchsetzen konnten.Ersten selbstgekauften PC reanimiert
So um 1990/91 hatte mein bester Schulfreund von seinem Vater einen ausgedienten Computer zum Bespielen bekommen. Einen Olivetti M19: ein italienischer IBM-PC-Klon aus dem Jahr 1986 mit 4,77 MHz 8088-Prozessor und einem 12" Grünmonitor.
(Für unsere jüngeren Blogleser hier: ein Grünmonitor ist ein Bildschirm, der genau eine Farbe darstellen kann: Grün)
Technisch war die Kiste da bereits etwas überholt. Und spieletauglich war das mit dem Monochrommonitor auch nicht so wirklich.
Aber man konnte darauf mit Basic programmieren und oft saßen wir zusammen im Kellerzimmer und ich hab zugesehen, wie mein Kumpel seine ersten Schritte mit
print
und goto
machte, um das Gleiche dann später daheim am heimischen Familien-PC selbst zu probieren.
Und Junge, war das eine neue tolle Welt, die sich da mit dem Programmieren auftat!
Unser Familien-PC hatte sogar schon einen Farbmonitor und war deutlich leistungsstärker, aber hatte einen Haken: damit der Junge nicht nur die ganze Zeit vor der Kiste sitzt, war mein Zugang dazu zeitlich sehr begrenzt. 😒
Zumindest immer dann, wenn Eltern im Hause anwesend waren. 😉
Da Computer aber so eine immense Faszination auf mich ausübten und ich schließlich damit überzeugen konnte, ja auch sinnvoll damit Hausaufgaben schreiben und spielerisch Lernen zu können, bekam ich nach langem Bitten irgendwann auch meinen ersten eigenen Rechner, einen IBM 286er, nachdem der Familien-PC durch einen flotten 486er abgelöst wurde - also irgendwann um 1992.
Und damit ging's dann richtig ab! Sowohl mit dem Daddeln, als auch mit dem Programmieren in QBasic und Turbo Pascal.
Mein Schulfreund hatte zwischenzeitlich ebenfalls aufgerüstet und keinen Bedarf mehr für seinen alten Olivetti M19. Auf meine Frage, was er denn nun damit macht, bot er ihn mir für 50 Mark zum Kauf an.
Zwar hatte ich ja nun gerade erst einen mehr als doppelt so schnellen 286er und daher eigentlich auch keinen Bedarf; zudem waren 50,- nun für mich damals auch keine unerhebliche Summe. Aber das Habenwollen war auch damals schon stark in mir. 🤣
Also ging der M19 als mein erster selbstgekaufter PC in meinen Besitz über. Viel genutzt hatte ich ihn gleichwohl nicht.
Ewigkeiten vergingen, in denen der M19 irgendwo im Keller verstaubte und nur zu Umzügen mal bewegt wurde.
Bis ich letztes Jahr mal davor stand und mir dachte "Lass mal einschalten".
Tja. Das gute alte Stück machte hörbare Laufwerksgeräusche, aber mehr Lebenszeichen waren nicht zu entlocken und der Bildschirm blieb schwarz.
Also habe ich mal einen Blick unter die Motorhaube geworfen und wurde natürlich prompt vom Staub der Jahrzehnte begrüßt:
Schritt #1 war also erstmal alles auseinanderzunehmen und Schritt #2 gründlich mit Druckluft, Pinsel und Isopropanol vom Dreck zu befreien.
Saubermachen allein löst aber keine Elektronikprobleme und Dreck allein ist keine Erklärung dafür, dass der Monitor schwarz bleibt.
Beim Olivetti M19 haben nicht Monitor und Rechner je ein eigenes Netzteil, sondern der Rechner wird vom Monitor über ein spezielles Kabel mit Niederspannung versorgt. Oder kurz gesagt: ohne genau diesen Monitor lässt sich der Rechner nicht betreiben.
Der Grund für diese Zwangssymbiose war nicht etwa Platzmangel im Rechnergehäuse, sondern der Umstand, dass der Rechner keine hohe Bildwiederholfrequenz schafft. Um unangenehmes Flimmern zu vermeiden hat man dies mit einer extrem lang nachleuchtenden Phosphorschicht des M19-Monitors vertuscht.
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als auch den Monitor aufzuschrauben, um dem Problem auf den Grund zu gehen.
An Röhrenmonitoren herumschrauben ist etwas, dass ich tunlichst versuche zu vermeiden, seit ich als Jugendlicher mal an einem Fernseher so heftig einen geschossen bekommen hatte, dass ich wie in einem Comicfilm rückwärts quer durch den Raum flog. ⚡⚡⚡
Entsprechend habe ich seither um Hochspannung meist einen großen Bogen gemacht und entsprechend reserviert schraubte ich nun das Monitorgehäuse auf. Dankenswerterweise ließ sich die Netzteilplatine zur Erzeugung der Niederspannungen aber unkompliziert abklemmen und zur weiteren Untersuchung herausnehmen.
Es ist eine eher übersichtliche einlagige Platine. Die Reparaturarbeiten beschränkten sich letzten Endes auf das Austauschen eines angerösteten Widerstands, eines Optokopplers und zur Sicherheit aller alten Elkos.
Trotzdem: das Fehlerbild blieb unverändert - der Bildschirm bleibt schwarz.😕
Somit geriet ein anderes Bauteil des Monitors in den Fokus: der Zeilentrafo.
Ich bin kein Fernsehelektriker, aber meines Wissen wäre dies das Ende der Geschichte, denn erstens bräuchte man den exakt gleichen Typ Zeilentrafo als Ersatzteil (wird schwierig nach fast 40 Jahren) und zweitens wäre ich bei der Hochspannungselektrik eh raus wegen ⚡⚡⚡.
Der Rechner und sein Monitor wurden also wieder zugeschraubt und wanderten zurück in den Keller.
Hier wäre die Geschichte in der Tat zu Ende, wenn ich nicht kürzlich bei eBay-Italia auf einen anderen Olivetti M19 gestoßen wäre.
Allerdings mit genau der gleichen Fehlerbeschreibung: Non compare alcuna videata. - Der Bildschirm bleibt schwarz. 🤪
Einem unbekanntem Verkäufer im Ausland knapp 150,- zu überweisen, damit er einen kaputten(!) alten PC samt zerbrechlichem Röhrenmonitor über die Alpen schickt, in der Hoffnung aus zwei kaputten PCs irgendwie einen funktionierenden basteln zu können obwohl beide das gleiche Fehlerbild haben - das klingt nach einem dummen Glücksspiel, oder? Würde nur ein Bekloppter machen, oder?
Nun, da seid ihr hier richtig 😅 - aber was soll ich sagen:
Die Kombination aus meinem Rechner und dem Monitor vom italienischen Neuzugang ist lebensfähig! YES! 🤩
Obendrein waren bei meinem alten Rechner ein paar Plastikteile am Gehäuse im Lauf der Zeit gebrochen oder komplett verlustig gegangen, die ich nun ebenfalls ersetzen konnte, so dass der M19 jetzt wieder komplett in alter Pracht erstrahlt.
Nachdem sich die initiale Euphorie über diese gelungene Reanimation gesetzt hatte, stellt sich natürlich die Frage: was macht man jetzt anno 2024 mit einem bald vierzig Jahre alten PC?
Mit 4,77 MHz, 640 kB Arbeitsspeicher und 30 MB Festplatte? Geht da heute noch irgendwas Sinnvolles?
Nein.
Es war ein schönes Erfolgserlebnis, den alten Zeitgenossen wieder zum Laufen zu bringen, aber zweckdienlich nutzbar ist die Kiste heute natürlich nicht mehr. Und das ist auch ok so.
Der M19 bekommt einen Ehrenplatz im Regal und wird allenfalls sporadisch mal hochgefahren.
Aber er erinnert mich immer an die Zeit, als die Personal Computer die Welt eroberten und ich das Programmieren anfing. 😎
Der Aschenbecher
Neulich erstand ich auf eBay von privat ein gebrauchtes, aber von den Bildern her sehr schickes PC-Gehäuse.Nur leider kann man Bilder nicht riechen. Sonst hätte ich mir diese Erwerbung dankend erspart.
Denn als das ersehnte Paket bei mir eintraf und sogleich geöffnet wurde, schlug mir bereits ein ekliger Zigarettengestank entgegen, der während dem Auspacken noch an Intensität beständig zunahm. 🤮
Leider kommt das bei Gebrauchtkäufen gelegentlich vor. Bei Spielzeug und Textilien frage ich darum schon im Vorfeld ab, ob es aus einem Nichtraucherhaushalt kommt.
Bei technischen Dingen verflüchtigt sich der Mief normalerweise recht schnell sofern er nur oberflächlich ist. Hier allerdings war ein neues Level erreicht, welches so nicht belassen werden konnte.
Also habe ich das Gehäuse erstmal in sämtliche Einzelteile zerlegt und ausgiebig abgespült.
Mit allerdings überschaubarem Ergebnis: weiterhin verströmte das Ding ein Odor, welches binnen Minuten jeden Raum geruchlich in eine 70er-Jahre-Kneipe verwandelte.
Also erneut alles auseinander genommen und die Teile durch die Spülmaschine laufen gelassen:
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gehäuse eigentlich bereits enttäuscht als unrettbar aufgegeben und es war mir egal, ob die Plastikteile die Wärme vom Heißwasser im Spülgang unverformt überleben oder nicht.
Tatsächlich aber haben sie hiervon keinerlei Schaden genommen. Leider aber auch nicht den Gestank verloren. 😕
Entgeistert wanderte das Gehäuse dann für ein paar Wochen auf den Balkon, in der Hoffnung dass die Frischluft irgendwann zu einer Besserung führen möge. Sonst fliegt der Stinker auf den Schrott.
Und dem eBay-Verkäufer hinterließ ich eine negative Rezension mit dem Rat, bei solchen "Aschenbechern" künftig dazu zuschreiben, dass sie aus einem Raucherhaushalt kommen. Sollen diese Zumutung dann halt andere Raucher kaufen.
Seit sehr langer Zeit auf eBay war dies die erste negative Erfahrung mit einem Artikel.
Nach ein paar Wochen war der Kippenduft weiterhin unverändert, dafür hatte sich der Verkäufer empört zurückgemeldet - frei wiedergegeben etwa so:
Also ich bin hier die Mamma und mein Sohnemann tut überhaupt gar nie niemals nicht rauchen und ich hab das Gehäuse höchstpersönlich noch vorher richtig dolle geputzt das ist nix Aschenbecher was schreiben Sie hier für Lügengeschichten!!1!
🤣
Ach je, da weißte dann, was das für eine Sorte ist...
Nun jedenfalls gab ich dem Aschenbecher noch eine letzte Chance: ich hab mir ein billigen China-Ozongenerator gekauft, das Gehäuse abermals zerlegt, mit dem Ozongenerator in eine leere Regentonne verfrachtet, Deckel drauf und den Generator für ein paar Stunden laufen lassen:
Und jetzt endlich ist's vorbei, mit der üblen Stinkerei!
Das kam unerhofft, war aber sehr effektiv. Ich selber kann noch Spuren des Miefes riechen, wenn ich meine Nase daran platt drücke und mal tief Luft einsauge. - Aber ich bin da inzwischen in dieser Angelegenheit auch hypersensibilisiert 😅 - darum hab ich zur unbefangenen Endabnahme die Frau Gemahlin schnuppern lassen.
Was für ein Act!
An dieser Stelle darum noch ein Schlusswort:
Liebe Raucher,
ihr macht euch leider keine Vorstellung darüber, wie sehr und wie lange so ein Gebrauchtgerät aus eurem Haushalt noch abdampft.
Jedes technische Gerät verursacht Wärme um somit Konvektion im Gehäuse. Bei manchen, wie beispielsweise Computern, kommen noch Lüfter hinzu.
Der Zigarettenrauch aus der Raumluft setzt sich im Gerät in jeder feinsten Ecke und Spalte fest. Und bei so Extremfällen wie oben geschildert, saugt sich auch das Plastik über die Zeit förmlich voll mit Nikotin und anderen Stoffen.
Auch ausgiebiges Schrubbern und selbst überlackieren verhindert dann nicht, dass der Mief auf kurz oder lang wieder anfängt auszudünsten und uns Nichtrauchern die Luft verpested.
Bitte behaltet das im Kopf, wenn ihr was verkauft und auch wenn ihr selbst keinen Geruch (mehr) wahrnehmt, schreibt dann gerne dazu "Ist aus Raucherhaushalt", "Ich rauche Kette", oder so was.
Vielen Dank!