Kategorie WOHNMOBIL


Ölfinger

Lange Zeit hatte ich andere Baustellen, aber nun hatte ich endlich mal wieder Zeit am Wohnmobil zu werkeln. Angesagt war diesmal an der Hinterachse das Entrosten der Blattfederaufnahme, nachdem neulich bereits neue Blattfedern eingebaut wurden. Letzteres war nötig geworden, nachdem ich beim Rangieren einen Stopperkeil mit dem Hinterrad überfahren habe und der resultierende Schlag der Blattfeder den Rest gegen hat. Hm tja, shit happens sometimes. Die Feder beifahrerseitig war danach jedenfalls ziemlich gerade und endgültig fertig mit der Welt. Ohne Ausgleichmöglichkeit über die Zusatzluftfederung wäre der Kahn ziemlich in Schieflage gekommen 😅 Und da ich wegen der Blattferderaufnahme eh schon unter dem Wagen lag und mich mit Rost und Dreck eingesaut hatte, habe ich an jenem Wochenende auch gleich noch vorne die verrostete Ölwanne durch ein Neuteil ausgetauscht, Öl und Ölfilter gewechselt und einen Ölfilteradapter verbaut, welcher dafür sorgt, dass auch die Nebenaggregate gefiltertes Öl erhalten.
Ölwannenwechsel
Und nebenbei hat der Filteradapter auch Anschlussmöglichkeiten für Sensoren, so dass ich endlich auch die entsprechenden Zusatzinstrumente einbauen konnte, die ich hier schon seit gut einem Jahr zu diesem Zweck herumliegen hatte:
Zusatzinstrumente
Öldruck, Ladedruck und Öltemperatur
Nur ist leider immer noch irgendwo was im Bereich vom Ölfilter undicht. Im Stand ist alles kein Problem und tropft nicht, aber wenn man das Öl warm und viskos gefahren hat kommt irgendwo doch noch ein bisschen Öl raus. Mengenmäßig ist das weit hinter dem Komma, aber trotzdem macht mich das hibbelig wenn irgendwas offensichtlich nicht zu 100% in Ordnung ist. Hm, muss sich wohl mal der Mechaniker meines Vertrauens vor dem Urlaub ansehen. Vielleicht hab ich ja nur irgendwas nicht fest genug angezogen.

Alles in Butter

Selbst im größten Wohnmobil und Wohnwagen ist Platz rar und jede Ein-, Um- und Wegklappoption willkommen. Darum haben wir, wie viele andere auch, einen herunterklappbaren Wasserhahn an der Spüle. Allerdings unterliegt natürlich jedes Gelenk dem Verschleiß in besonderem Maße. Das musste ich diese Woche auf dem Campingplatz feststellen, als mir eine kleine Pfütze rund um den Wasserhahn auffiel. Mist! Quell des nassen Unbill: genau jenes Gelenk, um den Wasserhahn herunterzuklappen.
Abklappbarer Wasserhahn im Wohnmobil
Demontierter, abklappbarer Wasserhahn im Wohnmobil
Nach dem Auseinandernehmen verriet mir der leidgeprüfte Kennerblick, dass wohl Kalk und Verunreinigungen im Wasser der Dichtung über die Jahre zugesetzt haben. Wahrscheinlich aber würde es nach gründlicher Reinigung und mit einem neuen O-Ring, oder wenigstens etwas Abdichtfett, wieder eine ganze Weile gehen. Der Blick in die Ersatzteilkiste offenbarte dann allerdings gleich das nächste Problem: weder O-Ringe noch sonstiges Abdichtmittel an Bord! Welch sträfliches Versäumnis! Tja, was nun? So was passiert ja grundsätzlich immer feiertags irgendwo weg von zuhause. Auf der Suche nach allem, was entfernt zweckdienlich sein könnte, fiel mir alsbald die Butter im Kühlschrank in die Hände. Fett ist Fett - warum also nicht. "Pfui bäh! Das wird doch ranzig!" wird man einwenden wollen. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen und provisorisch für mal zwei Tage wird man das wohl überleben können.
Wasserhahn Wohnmobil Gebutterter O-Ring
Gebutterer Dichtring
Also Butter bei die Fische! Geschwind mit dem Finger ein wenig von der edlen Schwarzwaldmilch-Biobutter auf den geplagten O-Ring einmassiert, alles wieder eingebaut und siehe da: läuft wie gebuttert und ist auch noch dicht dabei! Wieder zurück zuhause habe ich dann natürlich die Butter mit Bremsenreiniger gründlich entfernt und eine neue Dichtung verbaut. Man muss es ja auch nicht übertreiben mit den Provisorien.

How-to: Löcher am Auspuff schweißen

Nachdem neulich dem HU-Prüfer am Wohnmobil ein kleines Loch im Krümmer aufgefallen war habe ich mich heute mal der Sache angenommen und bin unter die Kiste gekrabbelt um mir die Stelle mal genauer anzusehen. Geht man da mit der Zopfbürste drüber, sieht es gleich sogar noch viel doller aus:
Löcher im Auspuff
Ok, hier muss offensichtlich was gemacht werden
Kleine undichte Stellen am Auspuff lassen sich eigentlich ganz gut mit Auspuff-Reparatur-Paste oder Hochtemperatur-Silikon behandeln. Aber hier waren es dann in der Summe doch etwas zu viel der Löcher. Außerdem ist die Stelle relativ nah am Motor und entsprechend heiß kann der Auspuff hier noch werden. Also eher kein Fall für Pastematsche. Angesichts dessen, dass der Krümmer an dieser Stelle schon etwas "dünnhäutig" ist und ich ihn hier auch schon mal geschweißt habe wäre es wahrscheinlich das Beste, ihn komplett auszuwechseln. Aber dann erinnerte ich mich auch wieder, was für ein Drama es beim letzten Mal war, die verflixten Auspuffrohre auseinander zu kriegen. Bisher war heute so ein friedlicher, schöner Samstag gewesen. Schön wäre es auch, wenn es dabei bleibt. Die Aussicht auf weniger Drama war also, das Schweißgerät zu holen und das Loch abermals zu schweißen. Und so geht's: Zuerst habe ich die ganze Schadstelle herausgeflext. Im Rohr klafft dann ein nettes großes Loch:
Schadstelle entfernt
Schadstelle entfernt
Um das Loch wieder zu schließen braucht es ein Stück Blech. Dieses schneidet man sich mit etwas Überlappung grob zu und bearbeitet es dann mit einem Hammer bis es ungefähr der Rundung des Krümmers entspricht. In die Ecken habe ich jeweils noch ein Loch gebohrt, um es am Krümmer erstmal anpunkten zu können:
Ersatzblech
Stahlpflaster
Das Blechstück wird zuerst nur an zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken über dem Loch angepunktet, dann kommt nochmals der Hammer zum Einsatz um es überall so lückenlos wie möglich an den Krümmer anzuformen. Anschließend auch die anderen beiden Ecken anpunkten und mit dem Schweißgerät auf niedriger Stufe alle Blechkanten verschweißen, so dass rundum kein Spalt mehr offen ist:
Fertig
Fertig
Einen Preis bekomme ich für diese Schweißnähte nicht, aber relevant ist nur, dass sie halten. Und bedenkt man, dass ich das alles ohne Bühne oder Grube gemacht habe, überkopf, auf dem Rücken liegend bei ~40cm Bodenfreiheit, dann sieht es eigentlich sogar recht akzeptabel aus. Damit mir das Stahlpflaster nicht gleich wieder wegrostet, habe ich die Stelle noch mit Zinkspray lackiert. Laut Aufschrift soll das bis 600 °C halten. Und wo ich eh schon unter dem Wagen lag, habe ich dann noch ein paar der Aufhängegummis am Auspuff durch Neue ersetzt. Somit sollte einstweilen also wieder Ruhe hier unten sein.

HA! Kennzeichen!

Nach zwei Jahren viel geleisteter Arbeit, sehr viel investiertem Geld und sehr sehr viel gesammelter Erfahrung ist es heute so weit: das H-Kennzeichen prangt stolz an Front und Heck und weist mein Heilig's Blechle offiziell als Oldtimer aus! 😊
Wohnmobil
Heute ...
Wohnmobil
... und vor zwei Jahren.
Bis es in den Olymp der historischen Fahrzeuge "zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes" aufsteigen konnte, haben wir zusammen viel durchlebt und durchstanden - auch weil der Zustand an der ein oder anderen Stelle ja dann nicht sooo ganz gut erhalten war, wie anfangs geschätzt.
Wohnmobil
Alles strahlt und glänzt
Als letzte große Aktion wurde das Fahrerhaus komplett neu lackiert. Die Vorbesitzer haben hier viel eigenhändig mit Spraydose und Pinsel "gestaltet" und entsprechend sah das dann auch aus. Weil mein Lackiertalent nun auch nicht gerade preisverdächtig ist und diesbezüglich mein Anspruch sehr viel größer als mein Können ist, habe ich die Lackierarbeiten diesmal professionell machen lassen. Inklusive vorherigem Sandstrahlen, Hohlraumversiegelung, neuer Windschutzscheibe und und und ... Das Ergebnis jedenfalls ist überwältigend. So schön sah der Ducato nicht mal ab Werk aus! 😊 Im Innenraum hatte ich ja die letzten zwei Jahre schon alles renoviert und auf Vordermann gebracht, also ab nun damit zur Oldtimer-Begutachtung bei der Prüfstelle, bevor das H-Kennzeichen irgendwann nur noch an Millionäre mit Edelschlitten vergeben wird. Zur Begutachtung gehören vorab eine volle Hauptuntersuchung und Abgastest. Aber jetzt ist Anfang Februar und es ist saukalt morgens. Wenn der Motor noch nicht warm gefahren ist - was er auf den 8 km zur Prüfstelle auch nicht wird - dann macht der Auspuff bei meinem großen Stinker tolle special effects. Und als er so auf der Prüfstelle den ganzen Hof in dichten blauen Dunst versinken ließ, sah ich schon Abnahme und H-Kennzeichen gleich mit versinken. Aber: alles null problemo - die (altersgerechten) Grenzwerte wurden trotzdem eingehalten. Uff. Am Ende war dann alles technisch in Ordnung und ohne den geringsten Mangel. Da haben sich die ganzen Arbeiten letztlich doch gelohnt. Und noch viel mehr Würdigung erfuhr anschließend der Gesamtzustand während der Oldtimer-Begutachtung. Tja, wie hatte ich mir da im Vorfeld Gedanken gemacht! Mein Eindruck hier ist, dass für das Oldtimer-Gutachten fast ausschließlich das Gesamtbild entscheidet. Wenn die Kiste eine bella figura macht, nicht verbastelt ist und strahlt und glänzt statt rostet und ergraut, dann sind auch ein paar kleine Macken kein Hindernis.
So, nun mit H-Kennzeichen wird sich die Steuer deutlich verringern und das Fahren in Umweltzonen ist auch mit special effects am Auspuff kein Problem mehr. Angesichts dessen, was ich durchschnittlich ohnehin so pro Monat in dieses kleine Hobby investiere und angesichts dessen, dass die Umweltzonen-Ausnahme nicht im Ausland greift, sind das aber für mich eher zweitrangige Gründe für das H-Kennzeichen gewesen. Vielmehr ging es mir zunehmend darum die alte Kiste ordentlich aufzupäppeln und das H gewissermaßen als Anerkennung dafür zu erhalten. Und am Ende nicht nur einfach einen alten Wagen zu fahren, sondern eben einen richtigen Oldtimer.