Gestrandet im Corona-Lockdown
Zur Teilebeschaffung für Oldtimer muss man bisweilen auch mal längere Wege in Kauf nehmen, was mich letzte Woche für einen Satz gebrauchter Stahlfelgen bis zu einer Kfz-Werkstatt nach Ravensburg an den Bodensee führte. Dass ich wenige Tage später genau dort, in einer Lagerhalle zwischen einem Dutzend Schrottautos, noch einmal in diesem Jahr "Camping" mache war allerdings nicht geplant.
Dazu kam es, weil ich bei der Gelegenheit vor Ort ein paar Probleme mit dem Getriebe vorführen wollte (erster und zweiter Gang gingen nur mit grober Kraft rein). Und da man mir ein günstiges Angebot zur Getriebeüberholung machte, ließ ich den Wagen direkt dort und fuhr eine kleine Odyssee mit Bus und Bahn wieder nach Hause.
Ganz so trivial war die Getriebegeschichte dann aber wohl doch nicht und aus Abholen am Mittwoch wurde Donnerstag, aus Donnerstag wurde Samstag und als ich Samstagmittag dann dort eintraf ging es noch einmal bis zum Abend, bis mein Straßenschiff endlich wieder soweit seetüchtig war.
Nur Auslaufen aus dem Hafen war dann nicht mehr möglich, weil unsere Landesregierung inzwischen recht spontan beschlossen hatte, das ganze Land nun doch in harten Lockdown mit strikter nächtlicher Ausgangssperre zu schicken.
Tja, blöd so. Standplätze geschlossen, Campingplätze zu, die Straßen verwaist.
In der Situation dann trotzdem herumfahren und im Zweifelsfall erklären müssen, warum man ungeachtet der Sperre noch unterwegs ist, ist auch blöd.
Dankenswerterweise bot man mir an, einfach in der Werkstatthalle im Wagen zu übernachten - alles was ich brauchte war ja ohnehin im Wohnmobil.
Und so verbrachte ich eine improvisierte Nacht auf dem bislang wohl ungewöhnlichsten "Campingplatz".
Mit Sprudel zur WC-Spülung und Ravioli zum Frühstück. Und umgeben von einem Meer aus Ersatzteilen, mit allgegenwärtigem Duft von Öl und vielen klassischen Wohnmobilen auf den Nachbarstellplätzen.
Also ich fand es prima.
Kunststoffteile aufbereiten
Bei der letzten Fahrt fing mein kleines Groschengrab furchtbar ungut an zu quietschen. Irgendwo aus dem Motorbereich - genauer war das nicht zu lokalisieren, wenn man drin sitzt.
Noch fehlt mir da der Blick um Ursachen für sowas auszumachen und sofern es die Fahrsicherheit betrifft mag ich da eigentlich auch nicht unbedingt selbst herumschrauben. Also habe ich die Quietscheente zur Werkstatt gebracht und für Auswechseln von Getriebelager, Getriebeaufhängung und Schaltungsbuchsen sowie, bei der Gelegenheit, von Kraftstoff- und Luftfilter 600 Euro gezahlt.
Tja, so schnell ist's weg, das gute Geld.
Nun, zumindest das Quietschen ist jetzt behoben und ich kann wieder beruhigt damit fahren. Und die Filter kann ich künftig sicher auch alleine austauschen.
Anyway - eigentlich wollte ich über was ganz anderes schreiben, nämlich über Kunststoffteile am Oldtimer und deren Wiederauffrischen.
Irgendein Vorbesitzer des Wohnmobils hat wohl mal a bissele Boxauto gespielt. Jedenfalls waren ein paar Lamellen vom Kühlergrill gebrochen.
Das ist funktional zum Glück kein Drama und auch optisch erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Aber ich habe mir trotzdem aus einem Schrottauto einen Ersatzgrill besorgt.
Der hat zwar keine Risse oder Brüche, ist aber eben auch nicht mehr neu und entsprechend altersgemäß schon etwas ausgeblichen.
Könnte man natürlich einfach übersprühen, aber bei Kunststoffteilen ist das immer so eine Sache - gerade an einer dem Wetter so stark ausgesetzten Stelle.
Um nun alte Kisten kosmetisch wieder etwas aufzuhübschen, haben nicht nur Drogerien eine umfangreiche Auswahl an Mittelchen, sondern auch der Kfz-Bedarf. Also hat das gute Stück nach einem ausgiebigen Reinigungsprogramm von mir eine Pflegekur mit "Nigrin Kunststoff-Neu" erfahren, welches wie Schuhcreme mit einem Schwamm aufgetragen wird. Für gewöhnlich mache ich hier kein Werbeprogramm, aber das Zeug habe ich Anfang des Jahres schon an den Seitenspiegelgehäusen verwendet und bin weiterhin zufrieden damit.
Damit sieht es nun fast schon zu neu aus für meinen Oldi.
Und wenn ich schon mal Empfehlungen vergebe: Auch die verchromten Fiat-Rippchen in der Mitte des Grills habe ich mit "Yachticon Vinyl- und Kunststoffpflege" wieder schön glänzend bekommen. Damit habe ich neulich auch die Kunststofffenster am Aufbau poliert.
Somit ist die Front nun ein kleines bisschen ansehnlicher geworden. Nächstes Jahr will ich noch das ganze Fahrerhaus neu lackieren um dem Rost Einhalt zu gebieten und diesen Farbmix aus diversen Bastelaktionen aus verschiedenen Jahrzehnten zu beseitigen. Für dieses Jahr spielt da vermutlich leider das Wetter nicht mehr mit. - Als wahrscheinlich letzte größere Malaktion in 2020 habe ich noch Front und Unterseite vom Alkoven gereinigt und gestrichen:
Ironischerweise habe ich jetzt den ganzen Aufbau neu gestrichen bis auf das Dach, welches ich mir nach dem Kauf eigentlich als Allererstes für dieses Jahr vorgenommen hatte.
Snirtjebraten
Unter den ganzen Wohnmobilberichten mal was Kulinarisches zwischendurch: mein Onkel hat mir einen Dutch Oven geschenkt und diesen habe ich sogleich mal mit einem ostfriesischen Snirtjebraten (Schweinebraten) eingeweiht.
Sehr lecker! 😊
Tolles Geschenk!
Messebesuch Caravan Live
Als eine der ersten Messen, die im Corona-Jahr 2020 hier wieder ihre Pforten öffnet, findet in Freiburg gerade die Caravan Live statt.
Die Gelegenheit, sich ein paar aktuelle Fahrzeuge anzusehen und dabei vielleicht die eine oder andere Idee für mein eigenes Wohnmobil zu finden, wollte ich mir nicht entgehen lassen und war heute dort.
Natürlich fand alles unter den "gewohnten" Corona-Regeln mit Maske und Abstand statt. Was in den Hallen durch sehr viel breitere Gänge und aufgelockerte Anordnungen der Ausstellungen im Vergleich zum Vorjahr unterstützt wurde.
Und ebenfalls neu: man musste sein Eintrittsticket vorab online bestellen.
Eben alles ein bisschen anders dieses Jahr. Und ein bisschen hatte ich damit schon gerechnet deshalb über verwaiste Flure zu spazieren, aber trotz der Einschränkungen war durchaus einiges an Publikum da. Wie ich erfahren habe sind auch die Tickets für das Wochenende bereits ausverkauft.
Man kann übrigens sagen, dass sich die Besucher ausnahmslos sehr umsichtig bezüglich Corona verhalten haben. Wenn schon jemand in einem Wohnmobil war, hat sich niemand dazu gedrängt, wenn irgendwo schon mehrere Leute waren, wurde ein Bogen darum gemacht oder eben ein anderer Weg genommen. Insofern war das ganz entspannt.
Der Plan, beim Anschauen der Wohnmobile ein paar clevere Ideen zum Nachbauen zu entdecken, ging allerdings nicht so richtig auf. Es gab schon einige sehr schöne Modelle, aber so eine richtig tolle Innovation oder gar eine signifikante Evolution bei der Wohnmobiltechnik habe ich jetzt gegenüber meiner alten Kiste nicht feststellen können.
Klar, das ein oder andere mag da natürlich auch im Detail liegen oder nicht sichtbar wie etwa moderne Leichtbauweise. Aber im Großen und Ganzen kochen die modernen Womos auch nur mit Wasser auf dem Gasherd.
Sehr gespannt war ich, ob sich bei Wohnmobilen schon etwas hinsichtlich Elektromobilität tut. Das ist ja ein rasant aufsteigendes Thema in der Fahrzeugwelt und gerade bei Wohnmobilen wäre eigentlich auch mehr als genug Platz für Batterien. Es gibt wohl auch schon erste E-Modelle, aber auf der Messe heute war in dieser Richtung nix geboten. Komplett nada.
Abschließend habe ich mir noch speziell Kastenwägen angesehen, denn irgendwann werden wir uns vielleicht mal ein neues Wohnmobil kaufen und dann hätte ein kompakteres Fahrzeug natürlich schon auch seine Vorteile - etwa in verwinkelten italienischen Dörfern oder auf engen schottischen Landstraßen.
Allerdings geht das leider entsprechend auch mit kompakteren Dimensionen im Inneren einher. Ich war heute in mehreren Kastenwägen und es fühlte sich alles doch sehr beengt an. So eine Art von Raumgefühl stellte sich bei mir jedenfalls nicht ein.
Allein ist der begrenzte Platz kein Problem. Zu zweit dürfte schon etwas Choreographie erforderlich sein. Und als Familie ist das meines Erachtens nur für Schönwettercamping sinnvoll, mit viel Ausweichmöglichkeit nach draußen.
Kostenmäßig zahlt man für einen Kastenwagen nicht weniger als für einen Teilintegrierten. Unabhängig vom Wohnmobiltyp geht es ab knapp 50.000 los, sofern man nicht Abstriche bei der Ausstattung machen möchte. Für 50.000 bis 60.000 bekommt man schon etwas recht Gutes.
Alles was teurer ist, liegt dann hauptsächlich an Fahrzeuggröße und Basismodell, nicht aber an der Wohnmobiltechnik. Auch die super schicken Hundertfuffzichtausendeurowomos kochen nur mit Wasser auf dem Gasherd.
Das sind natürlich schon wuchtige Preise. Dass Camping wegen Corona gegenüber anderen Urlaubsformen zugenommen hat, spielt da sicher auch eine kleine Rolle. Selbst für Gebrauchtwohnmobile steigen ja die Preise in letzter Zeit merklich an. Aber ob gebraucht oder neu, beim Kauf direkt auf der Messe kann man doch noch gute Angebote finden. Teilweise waren da einige tausend € Rabatt auf die ausgestellten Fahrzeuge drin.
Zusammen mit der aktuellen MwSt.-Reduzierung ist das für viele heute sicher ein Anlass zum Messebesuch gewesen.
Was mich aber verwundert hat, ist dass es nur wenige Alkovenmodelle auf der Messe gab. Das scheint irgendwie nicht mehr so gefragt zu sein. So von meiner Beobachtung her saßen heute aber auch überwiegend ältere Leute bei den Verkaufsgesprächen. Die fahren nicht mehr mit den Kindern in den Urlaub und brauchen keinen Alkoven.
Insgesamt war das heute ein vielleicht nicht unbedingt weiterführender Messebesuch, aber dennoch sehr interessant.
Nur nach all den schicken Hochglanzwohnmobilen kommt mir meine alte Schüssel jetzt richtig altbacken vor.
Ja gut, das ist sie ja auch. - Aber immerhin mit Charme. Fast so wie diese alte Schüssel, die ich auf dem Obi-Parkplatz gesehen habe: