Oben neu und rundum dicht
Zack zack zack - in einer großen Hauruckaktion habe ich den einstigen Moder-Alkoven wieder runderneuert und richtig gemütlich gemacht. Das ganze gammlige Zeug kam raus bis auf's nackte Blech, alles wurde von außen und innen neu abgedichtet, mit Glasfaser verstärkt und neues Holz, neue Dämmung und neuer Wand- und Bodenbelag sind wieder reingekommen. Leider habe ich mal wieder schneller gewerkelt als ich Fotos machen konnte, daher hier nur ein 40%-Zustandsbild von zwischendurch und das (fast) finale Ergebnis:
Jetzt sollen noch 12V-Steckdosen und ein paar zusätzliche Leselampen auf der Beifahrerseite hinkommen, dann ist es da oben wieder richtig schön komfortabel. Lampen und sonstige Inneneinrichtungen findet man immer wieder über eBay-Kleinanzeigen aus alten Wohnwagen und -mobilen, so bleibt dann auch der historische Charme erhalten.
Mit dem Wiedereinzug der Matratze warte ich allerdings noch ein paar Tage, bis sich der ganze Dunst aus Klebern, Farbe und Dichtmitteln verflüchtigt hat - diese Düfte möchte man ja nicht unbedingt in der Schlafunterlage agglomeriert haben.
Und auch außen habe ich einmal komplett rundum sämtliche Leisten und Fenster neu abgedichtet. Dazu bin ich den ganzen Tag auf der Leiter herumgeturnt und habe vom ganzen Dreck und Dichtzeug die Hände hinterher auch nur noch mit Bremsenreiniger richtig sauber bekommen (krieg ich jetzt bestimmt Krebs von), aber für das zufriedene Gefühl jetzt alles sicher dicht zu haben lohnt sich das. Meinetwegen kann es jetzt regnen so viel es will.
Nachdem Alkoven und Dach dann soweit wieder fertig waren, habe ich gestern auch mal die ganze gesammelte Baumarkt-Szenerie aus Werkzeugen und Material aus dem Wohnmobil ausgeräumt und im Gegenzug angefangen die Campingausstattung wieder einzuladen. Es wird wieder wohnlich.
Neues vom Kompostmobil
Langsam wird es komödienhaft mit dem Wohnmobil.
Kaum bin ich mit dem Gegammel am Heck fertig, geht es vorne am Alkoven nahtlos weiter:
Unter dem Teppich lauert das feuchte Grauen.
Wobei feucht ist es dort nicht, nein, richtig nass ist das Zeug!
Und dabei hat es hier seit zwei Wochen nicht mehr geregnet.
Merde!
Da ich es zuvor weder gesehen noch gerochen hatte, habe ich tatsächlich zuerst vermutet dieses Desaster sei irgendwie erst in den letzten Wochen entstanden. Aber auch nach einigen Wochen Nässe lässt sich Holz noch nicht mit dem Finger wegpulen und Schrauben sehen auch nicht so aus:
Tja.
Das Gute ist: ich weiß ja jetzt wie man damit umgeht. Und Material und Werkzeug ist auch alles noch in Griffweite.
Trotzdem musste ich anfangs ein paarmal in das frisch renovierte Heck schauen, um mich selbst zu vergewissern, dass auch aus dem ärgsten Sumpfloch wieder etwas Schönes werden kann.
Dort hinten ist übrigens inzwischen das Bad wieder vollständig und betriebsfertig eingeräumt und auch das Bett steht wieder - jetzt auf nagelneuen Edelstahlfüßen.
Und im Laderaum unter dem Bett habe ich noch die Warmluftrohre mit einer Alu-Verblendung als Schutz vor Beschädigungen verkleidet und eine Beleuchtung installiert:
Von Plastikformen und fiesen Winzlingen
Heute sprechen wir mal über Joghurtbecher.
Joghurtbecher werden durch Thermoformen, also Tiefziehen von Plastik, hergestellt. Das geht schnell, ist billig und lässt sich am laufenden Band produzieren.
Allerdings würde wohl niemand von einem Joghurtbecher jahrzehntelange Stabilität und Dichtigkeit erwarten oder gar, die Unannehmlichkeiten eines größeren Wasserschadens abzuwenden.
Erstaunlich also, dass Duschwannen, Waschbecken und Badmöbel im Wohnmobil oder Wohnwagen gemeinhin bis heute ebenfalls wie Joghurtbecher produziert werden. Teilweise selbst bei hochpreisigen Fahrzeugen.
Nicht erstaunlich aber, dass irgendwann das Material versprödet und bricht. Meist zuerst entlang der Kanten und in den Ecken, wo das Material beim Tiefziehen ausdünnt.
Nach 30 Jahren sieht die Joghurtbecherduschwanne aus meinem Wohnmobil jedenfalls nun so aus:
Kurz kam mir zwar der Gedanke, das Bad einfach komplett neu zu gestalten und die Wanne auf den Schrott zu werfen. Aber es liegt ja auch ein gewisser Reiz darin, Kaputtes zu reparieren, vermeintlich Unrettbares zu zurückzuholen und ein bisschen den Glanz alter Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Also probieren wir es mal. Zunächst wird die Unterseite mit GFK versiegelt und verstärkt:
Dann folgt was jeder Modellbauer kennt (und hasst) - Spachteln, Schleifen, Spachteln, Schleifen und so fort...
Zwischendurch mal grundieren, damit man sieht wo noch nachgebessert werden muss und anschließend mehrere dünne Schichten nass-in-nass lackieren:
Ja, das sieht wieder gut aus. Man muss schon in die Wanne hineinkriechen um noch zu sehen, wo zuvor ein Loch klaffte.
Apropos klaffende Löcher - ebenfalls ein kontrastreiches Vorher-Nachher-Bild gibt der aktuelle Zustand des Bads mit nun eingebauten Duschwannen ab:
Nachdem ich im hinteren Bereich des Bads auch die Wandverkleidung erneuert hatte, fand ich die alte und schon arg mitgenommene Tapete im vorderen Bereich nicht mehr passend und habe sie ebenfalls durch etwas ästhetisch Angemessenes ersetzt:
Nun war eigentlich alles soweit fertig zum Abdichten der Fugen, da brachte ein abgebrochenes 1mm² kleines Metallteilchen in einem 50ct-Bauteil sämtliche weitere Arbeiten zum Erliegen:
Dies ist der Mikroschalter, welcher in der Duscharmatur die Wasserpumpen startet und dem es beliebte sich eine winzige Metallnase abzubrechen (rot eingekreist im Bild), so dass die Feder, welche den Schalter wieder in Aus-Stellung bringt, herausfiel.
Tja, und ohne Mikroschalter keine Duscharmatur. Und ohne Duscharmatur lässt sich auch das Abdichten nicht abschließen. Toll.
Wenigstens gelang es den Schalter durch seinen Aufdruck als ein Marquardt Typ 1010 zu identifizieren, so dass ich mir Ersatz via eBay bestellen konnte.
Und da ich mich von solch einem kleinen Zwerg nicht komplett ausbremsen lassen will, habe ich wenigstens zwischenzeitlich am Fußboden unter dem Heckbett weiter gemacht und bei der Gelegenheit auch neue Warmluftrohre verlegt:
So langsam wird es wieder.
Wo Schweiß und Farbe fließen
Hier zuhause tagelang am Straßenrand mit einer Halbruine ohne Licht und Nummernschild herumstehen und daran herumwerkeln geht vermutlich nicht so gut.
Also habe ich ein großes Brett über den maroden Boden im Wohnmobil geschraubt, die Stoßstange notdürftig befestigt, inständig gehofft, das mir das nicht gleich wieder alles in der ersten Kurve auseinanderfällt und bin mit meinem Katastrophenmobil zur Reparatur zu meinen Eltern gefahren und habe mich da auf den Hof gestellt - "bis es fertig ist".
Große Vorhaben bewältigt man am besten mit großem Einsatzwillen. Und mit großer Unkenntnis über die zu erwartende Arbeit.
Etwas noch mehr kaputt machen geht immer schnell und einfach und eignet sich daher optimal zum Projektstart, wenn noch nicht so ganz klar ist, womit man denn jetzt eigentlich anfangen soll. Obendrein sorgt es für ein anhaltendes Engagement, da man ja auch wieder heilen will, was man angerichtet hat.
Daher habe ich als allererstes den kaputten Boden über die ganze Fahrzeugbreite sauber herausgetrennt. Dabei schneidet man natürlich auch einiges von gutem, trocken gebliebenen Boden weg, aber ich will ja später möglichst ebenso sauber und einfach arbeiten können und nicht irgendwelche Puzzleteile anfertigen müssen um alles wieder zu schließen.
Nachdem der Boden soweit raus war, kam darunter die Heckstoßstange des Basisfahrzeugs hervor. Und jede Menge Rost. Wieder mal.
Um den musste ich mich natürlich erst mal kümmern. Zum Teil sind das Stellen, da kommt ja sonst niemand mehr wieder dran.Das Entrosten, Hohlraumversiegeln, Grundieren und Lackieren der Stoßstange hat leider einen ganzen Tag ungeplanten Aufwand verursacht. Nicht gut für den Projektverlauf und die Motivation. Am besten man macht zum Ausgleich gleich wieder etwas noch mehr kaputt. - In diesem Fall das ohnehin schon zerlöcherte Blech am Heck.
Dieses war so von Alufraß befallen und mit mehreren Schichten bekleistert mit Farbe, Dichtmasse, Silikon und etwas das sich wie abgelaufene Margarine anfühlte, dass ich kurzerhand die unteren 75cm tutti completti entfernt habe.
Da kommt direkt etwas Zelt-Feeling auf, wenn man mit offenem Heck im Wohnmobil übernachtet.
Damit war der maximale Zerstörungsgrad erreicht. Ab nun ging es wieder aufwärts.
Leider auch mit den Temperaturen. Ich habe mir für meine Aktion anscheinend ausgerechnet die heißeste Woche des Jahres ausgesucht.
Aber hilft ja alles nix. Von alleine wird es nicht fertig. Also viel Trinken, viel Schwitzen, Ersatzklamotten im Kühlschrank lagern und einfach immer weiter machen.
Erster Schritt in Richtung Neuaufbau: neuen Fußboden einbauen.
Die untere Platte des neuen Fußboden besteht aus Kunststoff. Wiegt leider gut 20kg mehr als die alte Furnierplatte, ist aber unverrottbar und wird nie Probleme mit Feuchtigkeit bekommen.
Der Fußboden wird sodann wieder wie zuvor fachwerkartig mit Holz versteift und gedämmt.
Dieses Mosaik-Gefrickel hat allerdings auch fast einen ganzen Tag gebraucht. Da kann man sich leicht ausrechnen, dass so eine Boden/Wand-Reparatur am Wohnmobil in einer Werkstatt machen zu lassen schier unbezahlbar wäre.
Da ich die ganze Woche von früh morgens bis zur Dämmerung um das Wohnmobil herumgebastelt habe, war dann noch genug Zeit bei der Gelegenheit ein neues Heckfenster einzubauen. Das Alte ist vom Glas her zwar eigentlich noch in Ordnung, aber der Fenstergummi ist nach fast 30 Jahren einfach fertig mit der Welt.
Beim neuen Heckfenster habe ich nicht gespart und ein recht gutes (und ziemlich teures) Ausstellfenster von Dometic verbaut. Im Gegensatz zum alten Fenster lässt es sich in jeder Stellung einfach wieder zu ziehen, statt - wie sonst üblich - es erst einmal ganz aufklappen zu müssen. - Das ist sehr sinnvoll, falls doch irgendwann wieder der original Fahrradträger ans Heck kommt und man deswegen das Fenster gar nicht mehr ganz ausklappen könnte.
Toll aussehen tut es ja. Wenn Wohnmobilfenster nicht so absurd teuer wären, würde ich die anderen Fenster auch gerne ersetzen.
Nach einer Woche mit viel Arbeit bin ich jetzt überall voll mit Farbe, Epoxy und Dichtmasse, das Handy erkennt meinen Fingerabdruck nicht mehr und allmählich wünscht man sich dann irgendwann auch ein Ende der Schufterei. Daher habe ich den letzten Tag mit "leichter" Arbeit verbracht (bei 35 °C) und den Aufbau gestrichen.
Die Seitenteile unter dem Aufbau wollte ich ursprünglich schwarz wie die Heckstoßstange lackieren, aber jetzt gefällt mir der sandfarbene Ton der Grundierung so gut, dass ich überlege, ob es so nicht besser aussieht.
Das Schöne am alten Wohnmobil ist ja, dass man es hemmungslos anmalen kann, wie man will. Ich muss mal mit den Kindern besprechen ob wir dem Ganzen nun ein Zebra-Safari-Look verpassen, einen Tigerentenanstrich oder was ganz anderes...