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The Internet: Der DIY-Modem-Einwahlservice

Neues aus dem Bastelkeller: ich habe mir meinen eigenen Dial-up Internet Service gebaut.
Das Internet als Blackbox
Na, wer erkennt die Anspielung hier?
So unscheinbar es aussehen mag, aber diese kleine Black Box enthält ein Modem, einen Minicomputer und eine Telefonanlage. Die Idee war, sich mit einem PC per Modem "ins Internet einwählen" zu können wie anno dazumal - mitsamt der entsprechenden Geräuschkulisse für extra Nostalgiebonus. 😎 Allerdings gibt es seit dem Breitbandausbau in Deutschland quasi keine Einwahlprovider mehr und außerdem soll der Spaß ja auch keine Telefonkosten verursachen. Also Selbermachen. Das Konzept dabei ist folgendermaßen:
Konzeptzeichnung
Ein Raspberry Pi Minicomputer hat über WLAN Zugang zum Internet. Über einen USB-Adapter ist er mit einem alten Telefonmodem verbunden. Wählt ein Windows-PC über sein Modem das Modem des Raspberry Pi an, so soll dieses den Anruf annehmen und der Raspberry Pi soll über seine WLAN-Schnittstelle Zugang zum Internet gewähren. Nun kann man aber nicht einfach zwei Modems per Kabel miteinander verbinden. Es braucht ein Telefonnetz mit den richtigen Spannungspegeln, Freizeichen, Rufsignal, etc. Wer überhaupt noch analoge Telefonanschlüsse hat, könnte hierfür die heimische Telefonanlage bzw. Fritzbox verwenden. Aber weil ich es gerne unabhängig von der Hausinstallation wollte, übernimmt den Part des Telefonnetzes in diesem Projekt eine Eumex 504. Eigentlich eine ISDN-Anlage, aber mit vier Nebenstellenanschlüssen für Telefone/Modems, die sich auch untereinander anrufen können, ohne dass es dafür eine Verbindung von der Eumex in die weite Welt bedarf. Zuerst jedoch habe ich das Modem für den Raspberry Pi von seinem Gehäuse befreit und in ein etwas geräumigeres Leergehäuse gepackt:
Modemplatine in Leergehäuse
Praktischerweise kann man sich von der Modemplatine 5V für den Raspberry Pi abzwacken, so dass dieser kein eigenes Netzteil benötigt:
5V-Versorgung des Pi von der Modemplatine aus
Damit in das Gehäuse neben Modem und Raspberry Pi auch noch die Platine der Eumex-Telefonanlage hineinpasst, musste ich diese ein kleines bisschen anpassen: erst musste die Buchse für ISDN abgelötet werden (braucht es eh nicht mehr) und dann, mit ruhiger Hand und 100% Konzentration in einer kleinen Operation an den Ecken noch ein paar Stücke Platinenmaterial wegsägen. Natürlich nur da, wo keine Leiterbahnen verlaufen. Die Operation glückte jedenfalls und nun fand alles seinen Platz:
Alle Elektronik in das Gehäuse gezwängt
Beim ersten Probelauf der Elektronik im neuen Gehäuse kam allerdings keine Verbindung zustande zwischen dem Pi-Modem und einem einwählenden Windows-Modem. Nach einiger Fehlersuche war das Problem dann klar: das Modem für den Raspberry Pi hatte ich nur mit Sende- und Empfangsleitung (TX & RX) an der seriellen Schnittstelle des Pi angeschlossen. Benötigt werden aber auch die anderen Signale einer RS232-Verbindung (DTR, RTS, CTS, ...). Also bekam der Pi für den Anschluss an sein Modem noch einen vollwertigen USB-nach-RS232-Adapter spendiert:
USB2RS232-Adapter ohne Gehäuse
Dieser Adapter passte allerdings nur nach Entfernen seines Gehäuses und Steckers noch zwischen Modemplatine und Eumexplatine. Und beim Ablöten des Steckers habe ich prompt ein paar von dessen Lötpads von der Platine abgerissen. 😬 Zur Verbüßung dieser Untat war ich also anschließend noch eine gute Weile mit Lupe und Fädeldrahtlöterei zum Reparieren dieses Malheurs beschäftigt. 🙈😅 Softwareseitig ist das Projekt weit weniger aufwändig und basiert im Wesentlichen auf mgetty, PPP und iptables. Wer mag, kann ja mal ChatGPT fragen, wie man das einrichtet. So habe ich es nämlich auch gemacht. Jedenfalls hat es dann mit dem USB-Adapter funktioniert, und wenn ich nun den Windows-Rechner mein Fake-AOL wählen lasse, Einwahldialog bei Windows XP dann komme ich ins Internet wie anno dazumal. Einwahldialog bei Windows XP So einfach geht das. 🤣 Da die Eumex vier Anschlüsse für Telefone oder Modems hat und ja nur einer für das Pi-Modem gebraucht wird, werde ich die anderen drei nun noch nach außen führen, so dass man bis zu drei alte PCs via Modem anschließen kann (wobei natürlich nur jeweils einer so online gehen kann). Oder man schließt noch zwei Telefone an, für maximales "vintage Teamspeak" auf einer LAN-Party ☎😎