How-to: Löcher am Auspuff schweißen
Nachdem neulich dem HU-Prüfer am Wohnmobil ein kleines Loch im Krümmer aufgefallen war habe ich mich heute mal der Sache angenommen und bin unter die Kiste gekrabbelt um mir die Stelle mal genauer anzusehen.
Geht man da mit der Zopfbürste drüber, sieht es gleich sogar noch viel doller aus:
Kleine undichte Stellen am Auspuff lassen sich eigentlich ganz gut mit Auspuff-Reparatur-Paste oder Hochtemperatur-Silikon behandeln. Aber hier waren es dann in der Summe doch etwas zu viel der Löcher. Außerdem ist die Stelle relativ nah am Motor und entsprechend heiß kann der Auspuff hier noch werden. Also eher kein Fall für Pastematsche.
Angesichts dessen, dass der Krümmer an dieser Stelle schon etwas "dünnhäutig" ist und ich ihn hier auch schon mal geschweißt habe wäre es wahrscheinlich das Beste, ihn komplett auszuwechseln.
Aber dann erinnerte ich mich auch wieder, was für ein Drama es beim letzten Mal war, die verflixten Auspuffrohre auseinander zu kriegen.
Bisher war heute so ein friedlicher, schöner Samstag gewesen. Schön wäre es auch, wenn es dabei bleibt.
Die Aussicht auf weniger Drama war also, das Schweißgerät zu holen und das Loch abermals zu schweißen.
Und so geht's:
Zuerst habe ich die ganze Schadstelle herausgeflext. Im Rohr klafft dann ein nettes großes Loch:
Um das Loch wieder zu schließen braucht es ein Stück Blech. Dieses schneidet man sich mit etwas Überlappung grob zu und bearbeitet es dann mit einem Hammer bis es ungefähr der Rundung des Krümmers entspricht.
In die Ecken habe ich jeweils noch ein Loch gebohrt, um es am Krümmer erstmal anpunkten zu können:
Das Blechstück wird zuerst nur an zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken über dem Loch angepunktet, dann kommt nochmals der Hammer zum Einsatz um es überall so lückenlos wie möglich an den Krümmer anzuformen.
Anschließend auch die anderen beiden Ecken anpunkten und mit dem Schweißgerät auf niedriger Stufe alle Blechkanten verschweißen, so dass rundum kein Spalt mehr offen ist:
Einen Preis bekomme ich für diese Schweißnähte nicht, aber relevant ist nur, dass sie halten. Und bedenkt man, dass ich das alles ohne Bühne oder Grube gemacht habe, überkopf, auf dem Rücken liegend bei ~40cm Bodenfreiheit, dann sieht es eigentlich sogar recht akzeptabel aus.
Damit mir das Stahlpflaster nicht gleich wieder wegrostet, habe ich die Stelle noch mit Zinkspray lackiert. Laut Aufschrift soll das bis 600 °C halten.
Und wo ich eh schon unter dem Wagen lag, habe ich dann noch ein paar der Aufhängegummis am Auspuff durch Neue ersetzt.
Somit sollte einstweilen also wieder Ruhe hier unten sein.
Eine kleine Kfz-Musiklehre
Man muss nicht viel Ahnung von Tuten und Blasen haben damit einleuchtet:
So ein Auspuff ist ja im Prinzip ein Blasinstrument.
Wenn nun ein Blasinstrument mehr Löcher hat als gut ist, dann klingt es schräg. - Und im Falle eines Auspuffs auch erheblich lauter.
Der Auspuff von einem alten Dieselmotor ist natürlich ohnehin keine zarte Flöte sondern spielt eher die Tuba im Straßenorchester.
Auf der Überführungsfahrt kam es mir dann aber doch ein bisschen arg fortissimo vor.
Ein genauerer Blick unter die Kiste verriet dann auch warum:
Ja, das sieht nicht mehr so richtig grandioso aus. Da hätte ich beim Kauf mal genauer hinschauen sollen. Und der Kapellmeister der TÜV bei der letzten Inspektion eigentlich auch.
Aber gut, glücklicherweise bekommt man zum Fiat Ducato noch reichlich Ersatzteile und ein neuer Auspuff kostet nicht die Welt. In diesem Fall waren es 70,- einschließlich Schalldämpfern und Aufhängegummis.
Und auf Youtube findet der angehende Mechaniker auch gleich Anleitungen, wie die Motortrompete auszuwechseln ist.
Das alte Auspuffrohr abzumontieren ging auch ganz fix, das bröselte mir schon freiwillig entgegen. Aber der Vorschalldämpfer wollte sich partout nicht vom Krümmer trennen. Nicht mit gut zureden. Nicht mit WD40. Nicht mit Hitze. Nicht mit Hebeln, Meißeln und Zerren. Erst die Flex bereitete dem Mist ein finale drammatico.
Dabei fiel mir dann auf, dass im Krümmer auch ein paar winzige Löchli waren.
Einen neuen Krümmer hatte ich aber nicht mitbestellt, weil es auf den ersten Blick aussah, als hätte er noch gut Substanz. Einfach so belassen wollte ich es aber auch nicht. Also die Stellen blank geschliffen und das Schweißgerät angekarrt.
Ganz so weit war's dann mit der Substanz des Rohres doch nicht mehr her, denn mit dem Schweißgerät habe ich sodann selbst auf niedrigster Stufe gleich mal aus den winzigen Löchli vollwertige Löcher gebrannt.
Hach, das das immer alles gleich so eskalieren muss!
Nach einigem Hin und Her mit Schweißen und Flexen waren die Löcher dann endlich wieder zu.
Tipp: beim Schweißen von dünnem Blech den Schweißdraht immer in flachem Winkel zuführen.
Dann noch den neuen Auspuff und das Endrohr montiert und fertig. - Das ging dann wenigstens ohne weiteres Intermezzo.
Da mich die Trennungsprobleme des alten Auspuffs und die Löchli am Krümmer so aufgehalten haben und ich ein dutzendmal unter dem Auto hervor- und mit ständig neuem Werkzeug wieder hinunterkrabbeln musste, hat die Aktion letztlich fast einen ganzen Tag gedauert. Und Muskelkater werde ich morgen auch haben.
Aber ...
... jetzt habe ich zum ersten Mal einen Auspuff montiert!
😀