Es muss immer erst schlimmer werden ...
... bevor es besser werden kann.
Viel schlimmer!
Eigentlich wollte ich ja nur die Duschwanne ausbauen, um einen Riss in dieser zu reparieren. Aber ...
Man kann in diesem Wohnmobil zehnmal noch so genau irgendwo hinschauen - beim elften Mal findet man dann doch noch eine Baustelle!
Ironischerweise war unter dem Riss in der Dusche überhaupt kein Wasserschaden. Aber um die Duschwanne herauszubekommen musste ich auch die Toilette ausbauen und dabei stieß ich dann auf eine schönes Bescherung an der Rückwand.
Etwas suspekt war mir die Wand zwar schon vorher. Aber das wahre Ausmaß ist jetzt schon beachtlich.
Soweit ich das bisher sehe, kam das Wasser über die Schrauben der Heckstoßstange rein. Jedenfalls sind die unteren 50 cm der Rückwand und ein Teil des Boden und der Seitenwand komplett Torf. Früher oder später wäre hier jemand mitsamt Toilette im Boden versunken ...
Ich muss das kaputte Holz wegpulen, die Löcher abdichten und anschließend die Stellen neu aufbauen.
Sieht so aus als würde ich den Sommerurlaub im Wohnmobil verbringen. Nur halt nicht so, wie gedacht. *seufz*
Aber irgendwas ist ja immer.
Wenigstens sind das alles keine teuren Materialien oder komplizierte Arbeiten.
Wohnmobil: Zwischenstatus
Wenn man Gefallen an dem etwas kantigen Charme alter Wohnmobile findet und sich solch einen Oldtimer ans Bein bindet, gibt es eigentlich nur zwei Optionen: runterrocken bis alles auseinanderfällt oder ein endloses Bastelprojekt aufnehmen, bei dem man immer irgendetwas zu reparieren hat.
Meistens Undichtigkeit oder Rost.
Oder beides.
Den Aufwand am Herumschrauben, Tüfteln und Reparieren um die Kiste zusammenzuhalten habe ich jedenfalls ein bissele unterschätzt. Als da bisher wären:
- Den durchgerosteten Auspuff komplett ersetzt.
- Rückfahrkamera eingebaut.
- Den Brenner für Heizung ausgetauscht und Radiator gereinigt.
- Alle Dachfenster durch neue ersetzt.
- Öl-Wechsel.
- Die Toilettenkassette erneuert.
- Sat-Antenne abgebaut und Loch im Dach geschlossen.
- Neue Matratzen und Bezüge.
- Stoßstange vorne erneuert.
- Boilerkamin ersetzt, richtig abgedichtet und Löcher im Abgasrohr geschlossen.
- Neuen Reifen für Reserverad.
- Lecks am Heck durch den Fahrradträger abgedichtet und Träger entfernt.
- Klappe vom Staufach repariert.
- Schloss der Eingangstür überholt und leichtgängig gemacht.
- Herumgemurkse der Vorbesitzer an der Eingangstür beseitigt und Originalzustand wiederhergestellt
- Aufbewahrung der Gasflaschen sicherer gemacht.
- Poröses Kühlschrankgitter ersetzt und Lüfter für bessere Kühlleistung eingebaut.
- Diverse Kleinigkeiten behoben.
- ... und jede Woche etwas Weiteres ...
Heute knacken wir ein Autoradio
Im Wohnmobil steht hinten eine 12V-Stereoanlage. Ganz nett eigentlich zur Beschallung der hinteren Plätze.
Aber auch nur eigentlich. Denn leider ist der Radioempfang recht mau, der CD-Spieler verhaspelt sich bei jeder kleinsten Erschütterung und zudem beansprucht das Ding ein ganzes Schrankfach für sich.
Im Grunde sind das Luxusprobleme und es gibt gewiss wichtigere Baustellen am Wohnmobil als diese. Aber kürzlich kam ich irgendwann des Nachts auf eBay an einem netten kleinen Autoradio vorbei und habe kurzerhand mitgesteigert. Ein Clarion ADZ628R. Und da wohl sonst niemand bereit war mehr als 5,- dafür hinzulegen ging das Teil letzten Endes an mich.
Wenn man sich allerdings zu später Stunde zu Spontankäufen hinreißen lässt kann es schon mal passieren, dass man das ein oder andere Detail übersieht - zum Beispiel dass kein Handbuch und nix weiter beim Radio dabei ist. Und auch kein Code zum Entsperren nach dem Wiederanschließen an die Batterie. Das ist dann schon etwas doof so. Alle möglichen Kombinationen durchspielen macht ja auch keinen Spaß.
Aber zumindest aufschrauben kann man das Ding trotzdem mal. Im Zweifelsfall hat man für 5,- zumindest ein paar Motoren, Taster und Elektronik zum anderweitig verbasteln. Das wäre ein annehmbarer Trostpreis.
Und siehe da - auf der Platine sitzt ein kleiner 8-beiniger Chip, der schwer nach EEPROM aussieht.
"AT93C46" - Google bestätigt: dies ist ein EEPROM mit sage und schreibe 128 Bytes (Datenblatt hier).
Und vermutlich wird hier wohl der Entsperr-Code gespeichert sein. Hoffentlich unverschlüsselt. - Auch dies bestätigt Google: ich bin wohl nicht der erste mit diesem Problem. Ich liebe das Internet!
Also flugs mit der Entlötstation den kleinen Käfer ausgebaut. Da ist er auch schon:
Und da kommt er her:
Um den Speicher auszulesen, braucht es ein entsprechendes Programmiergerät. Hab ich aber leider nicht. Kann ja auch nicht alles haben. Aber mit etwas Aufwand kann man sich einen simplen Programmer für den LPT-Port zusammenlöten. Schaltplan und Software hier.
Ach, das diese kleinen Nebenprojekte immer so ausarten müssen! So langsam beansprucht dieses verflixte Radio doch ein gewisses Maß krimineller Energie.
Zu meiner Verteidigung möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass dieses Radio aus dem letzten Jahrtausend stammt und auch damals nicht gerade ein hochpreisiges Gerät war - ich verweise dezent auf den KIA-Schriftzug am rechten Drehknopf.
Also wohl eher kein Fall von "geklautes Autoradio über schattige Kanäle gekauft".
Reichlich kriminell sieht hingegen mein gebastelter Programmer aus:
Moderne Rechner haben, wenn überhaupt, keinen richtigen LPT-Port mehr. Also kommt zu meiner höchsten Freude mal meine Retro-Computersammlung ins Spiel.
Auf einem Pentium I mit Windows 98 habe ich sodann auch keine Probleme das Programm zu starten, den LPT-Port anzusprechen und das EEPROM auszulesen.
Der Entsperr-Code steht in den 3. und 4. Bytes. Die ersten beiden sind 0xAAAA (vielleicht als ein Prüfmuster zur Unterscheidung von gelöschtem Speicher?) und das 5. und 6. Byte enthalten wahrscheinlich einen Zählerstand für falsche Codeeingaben. Der Rest ist 0xFFFF.
Da ich aber nicht weiß in welcher Byte-Reihenfolge die Daten gespeichert werden, lösche ich den Speicher kurzerhand und beschreibe ihn neu mit
AAAA 4444 0000 FFFF FF..
Der Code ist dann in jedem Fall 4444.
Nur leider bekomme ich beim Rücklesen nur Datenmüll. 😦
Lösche ich das ganze EEPROM, bekomme ich beim Rücklesen korrekt 0xFFFF in jeder Zelle.
Beschreibe ich es überall mit 0x0000, bekomme ich beim Rücklesen in jeder Zelle 0x0001. Da hängt offensichtlich ein Bit.
Außerdem stelle ich fest, dass das Schreiben der ersten Zelle auch die Werte der Nachbarzelle beeinflusst. Ebenfalls ein typischer Speicherfehler!
Tja, unser kleiner Käfer hat wohl einen kleinen Dachschaden bekommen und tickt jetzt nicht mehr richtig. Beim Hacken gibt es eben auch mal Rückschläge.
Da ich beruflich oft mit Risikoanalysen für die Medizintechnik zu tun habe, wo es zuweilen auch um genau solche Probleme geht, ist es schön solche Speicherfehler mal live und in Farbe zu erleben. Die üblichen Einwände der Software-Entwickler á la "Beim Speichern passiert doch eh nieeeee was!" werde ich folglich weiterhin nicht gelten lassen ...
Für das Radio hilft mir das allerdings nicht weiter - ein neuer AT93C46 muss her. eBay also wieder mal...
Ein paar Tage später dann, hängt ein neuer Speicher am Druckerport meines Pentiums, wird von mir erfolgreich beschrieben und auf die Radio-Platine gelötet.
Und das Ergebnis:
Ich finde, jetzt habe ich mir eine Pizza verdient.
Eine kleine Kfz-Musiklehre
Man muss nicht viel Ahnung von Tuten und Blasen haben damit einleuchtet:
So ein Auspuff ist ja im Prinzip ein Blasinstrument.
Wenn nun ein Blasinstrument mehr Löcher hat als gut ist, dann klingt es schräg. - Und im Falle eines Auspuffs auch erheblich lauter.
Der Auspuff von einem alten Dieselmotor ist natürlich ohnehin keine zarte Flöte sondern spielt eher die Tuba im Straßenorchester.
Auf der Überführungsfahrt kam es mir dann aber doch ein bisschen arg fortissimo vor.
Ein genauerer Blick unter die Kiste verriet dann auch warum:
Ja, das sieht nicht mehr so richtig grandioso aus. Da hätte ich beim Kauf mal genauer hinschauen sollen. Und der Kapellmeister der TÜV bei der letzten Inspektion eigentlich auch.
Aber gut, glücklicherweise bekommt man zum Fiat Ducato noch reichlich Ersatzteile und ein neuer Auspuff kostet nicht die Welt. In diesem Fall waren es 70,- einschließlich Schalldämpfern und Aufhängegummis.
Und auf Youtube findet der angehende Mechaniker auch gleich Anleitungen, wie die Motortrompete auszuwechseln ist.
Das alte Auspuffrohr abzumontieren ging auch ganz fix, das bröselte mir schon freiwillig entgegen. Aber der Vorschalldämpfer wollte sich partout nicht vom Krümmer trennen. Nicht mit gut zureden. Nicht mit WD40. Nicht mit Hitze. Nicht mit Hebeln, Meißeln und Zerren. Erst die Flex bereitete dem Mist ein finale drammatico.
Dabei fiel mir dann auf, dass im Krümmer auch ein paar winzige Löchli waren.
Einen neuen Krümmer hatte ich aber nicht mitbestellt, weil es auf den ersten Blick aussah, als hätte er noch gut Substanz. Einfach so belassen wollte ich es aber auch nicht. Also die Stellen blank geschliffen und das Schweißgerät angekarrt.
Ganz so weit war's dann mit der Substanz des Rohres doch nicht mehr her, denn mit dem Schweißgerät habe ich sodann selbst auf niedrigster Stufe gleich mal aus den winzigen Löchli vollwertige Löcher gebrannt.
Hach, das das immer alles gleich so eskalieren muss!
Nach einigem Hin und Her mit Schweißen und Flexen waren die Löcher dann endlich wieder zu.
Tipp: beim Schweißen von dünnem Blech den Schweißdraht immer in flachem Winkel zuführen.
Dann noch den neuen Auspuff und das Endrohr montiert und fertig. - Das ging dann wenigstens ohne weiteres Intermezzo.
Da mich die Trennungsprobleme des alten Auspuffs und die Löchli am Krümmer so aufgehalten haben und ich ein dutzendmal unter dem Auto hervor- und mit ständig neuem Werkzeug wieder hinunterkrabbeln musste, hat die Aktion letztlich fast einen ganzen Tag gedauert. Und Muskelkater werde ich morgen auch haben.
Aber ...
... jetzt habe ich zum ersten Mal einen Auspuff montiert!
😀